Das Musical „Mittsommerjagd“ des Kopfnuss-Theaters, inspiriert von Shakespeares Sommernachtstraum, verspricht einen dreistündigen, quicklebendigen Sinnesrausch bei dem die Gefühle Achterbahn fahren. Das Drehbuch hat Carmen Traßl verfasst, die auch Regie führt. Für die Musikarrangements zeichnet sich die Kopfnussband unter Leitung von Matthias Müller verantwortlich.
Zwei Welten, durch einen dünnen Schleier getrennt, begegnen sich in Mittsommerjagd. Oberon, der König der Elfen wehrt sich vehement gegen jegliche Verbindung mit der Menschenwelt. Seine Gattin Titania indessen fühlt sich magisch von deren Kreativität und den fortschrittlichen Anschaffungen angezogen. Provokativ stellt sie sich und ihren Gemahl die Frage: „Was bleibt von mir, wenn ich nicht mehr bin? Macht mein Leben Sinn?“ Die Debatten der beiden provozieren eine heftige Ehekrise, in der sie nicht nur ihre Gemeinschaft, sondern den gesamten Wald und die sich zufällig dort befindlichen Menschen auf den Kopf und in Frage stellen. Kobold Puck, Oberons rechte Hand, provoziert eigenwillig weiteres Chaos im Wald, indem er rotzfrech allen den Spiegel vorhält und dadurch die Schwachstellen der einzelnen Lebensläufe an die Oberfläche drängen. Ein lebhaftes „Ringelreihen“ zwischen Elfen und Menschen beginnt, was die Atmosphäre im Elfenwald zunehmend hitziger auflädt und jede Vernunft hemmt. So weiß bald niemand mehr, wer oder was oder mit wem er ist und mühsam aufgebaute Fassaden beginnen zu bröckeln. Auf der Suche nach Bedeutung, Anerkennung und Liebe wird sich selbst bejubelt und über alle Stränge geschlagen, bis schließlich die aufgesetzten Wohlstandsmasken brechen und am Ende doch alles einen Sinn ergibt.
Im Traum einer Sommernacht
Der Neue Tag, 2. November 2017, Grafenwöhr
Kopfnuss-Theater begeisterte mit Musical „Mittsommerjagd“
Im Traum einer Sommernacht
Gesang, Spiel und Kostüm: Beim Kopfnuss-Theater passte bei der Premiere in Grafenwöhr alles zusammen. Bild: stg
„Ein Trugbild nur – irre Phantasie? Oder des Lebens Vielfalt und menschliche Manie?“ Puck ließ die Zuschauer fragend und zweifelnd zurück, was sie da eben auf der Bühne gesehen haben. Zumindest stand aber fest: Es war begeisterndes „Kopfnuss“-Theater mit dem von Shakespeare inspirierten Stück „Mittsommerjagd“ aus der Feder von Carmen Traßl, die auch Regie führte.
Zweimal ging das Musical im St.-Michaels-Werk über die Bühne, drei Stunden brachten Schauspieler und Musiker einen quicklebendigen Sinnesrausch mit Gefühlen, Verwirrungen und komischen Situationen auf die Bühne. Zwei verschiedene Welten prallten aufeinander – jene der Menschen und die der Elfen. Elfenkönig Oberon (majestätisch: Gerhard Huber) wehrte sich vehement gegen jegliche Verbindung mit der Menschenwelt. Seine Gattin Titania (selbstbewusst: Regina Bayer) indes fühlte sich von deren Kreativität und den fortschrittlichen Anschaffungen angezogen. Provokativ stellte sie sich und ihrem Gemahl die Frage: „Was bleibt von mir, wenn ich nicht mehr bin? Macht mein Leben Sinn?“ Die Debatten der beiden provozierten eine heftige Ehekrise, in der sie nicht nur ihre Gemeinschaft, sondern den gesamten Wald und die sich zufällig dort befindlichen Menschen auf den Kopf und in Frage stellten.
Einen Hauptpart daran hatte der Kobold Puck, treuer Diener des Königs: Dargestellt wurde er von Julia Roder, die sowohl gesanglich wie auch schauspielerisch begeistert. Das wurde bereits beim ersten Stück des Abends deutlich, als mit „Bang Bang Boom Boom“ (nach der Melodie des gleichnamigen Songs von Beth Hart) die „Geisterzeit“ besungen wird. Überhaupt die Musik: Für die Musikarrangements zeichnete die „Kopfnuss-Band“ unter Leitung von Matthias Müller verantwortlich, weitere Instrumentalisten waren Manuel Roder, Julia Roder, Philipp Schumann, Christian Gnahn sowie Laura Baumann.
Die Gesangs- und Sprechrollen waren allesamt sehr gut besetzt – begonnen bei den drei Schicksalsgöttinnen (Annegret Kennel, Monika Höllerl und Laura Baumann) bis hin zum Regierungsoberamtsrat Brad Hering (herrlich schräg und wandelbar: Philipp Schumann). Die meisten Lacher des Publikums gab es für die eingeschobene Tragödie „Pyramus und Thisbe“, an der neben Schumann auch Gerd Seitz, Norbert Meinl, Alex Kasper, Manuel Roder und Matthias Müller beteiligt waren. Aufgegriffen wurde in der „Mittsommerjagd“ das Thema Homosexualität bis hin zur neuesten Weiterentwicklung der „Ehe für alle“. Zu hören gab es Songs wie „So bin ich halt“ (basierend auf „All that jazz“), „Ein bisschen üben“ (nach Duffys „Mercy“) bis hin zu „Gänsehaut“ (frei nach Michael Jacksons „Thriller) und „Wenn Dein Herz schläft“ (frei nach „Human“ von Rag’n’Bone Man). Insgesamt ist dem Ensemble ein gesellschaftskritisches Stück mit leisen Untertönen gelungen, das von den Besuchern auch verdientermaßen gebührend beklatscht wurde.